Heizen mit Teelichtern – funktioniert das wirklich?

Die Energiekrise treibt mitunter seltene Blüten: Viele Menschen in den sozialen Netzwerken teilen derzeit Beiträge und Videos für den Bau einer sogenannten Tonheizung, die mit Teelichtern und Blumentöpfen aus Ton betrieben wird. Etliche Anbieter dieser alternativen Heizungen – darunter auch Baumärkte sowie Internetshops – vermelden sprunghaft gestiegene Umsätze mit den entsprechenden Materialien und versprechen gemütliche Wärme zum erschwinglichen Preis.

Doch bei genauer Betrachtung eignen sich diese Tonheizungen mit Terrakottatöpfen aus dem Gartenmarkt nicht zu einem erstzunehmenden Ersatz herkömmlicher Energieträger: Ein Teelicht hat eine Wärmeleistung von etwa 40 Watt, ein konventioneller Heizkörper hingegen erzeugt 2.000 Watt. Um die gleiche Heizleistung zu erzeugen, wären entsprechend viele Teelichter vonnöten, was den vermeintlichen Preisvorteil sofort verwirken würde. Um einen Raum auf 20 Grad Wärme zu erhitzen, bedarf es einer Leistung von etwa 75 Watt pro Quadratmeter. Dies wären bei einer Raumgröße von 20 Quadratmetern 1.500 Watt und somit fast 38 (!) Teelichter.

Abseits dieser hohen Kosten (100 Stück kosten etwa 4,50 Euro) besteht auch eine erhöhte Gefahr von Wohnungsbränden. Das in den kleinen Schalen aus Aluminium befindliche Paraffin kann sich schnell zu einem Feuer ausbreiten, vor allem, wenn die Schälchen zu nahe beieinanderstehen. Kommt es zu einer unkontrollierten Verbrennung auf dem Tisch, so sind Löschversuche mit Wasser kontraproduktiv, da es ähnlich wie bei einem Fettbrand zu einer schlagartigen Brandausbreitung durch das flüssige Paraffin kommt, das leichter als Wasser ist und sich unter dem Wasser verteilt. Der Wasserdampf steigt zusammen mit dem Paraffin auf; es entsteht ein Feuerball, der sich schnell auf die Einrichtung im Zimmer ausbreiten kann.

Feuerwehren und Schornsteinfeger weisen auch darauf hin, dass die offene Flamme mehr Sauerstoff verbraucht, was zu einem häufigen Lüften führt, was wiederum den Raum abkühlt und somit den wärmenden Effekt weiter reduziert. Weiterhin besteht Verbrennungsgefahr, wenn man die heißen Tontöpfe versehentlich berühren sollte.

Fazit: Tonheizungen sind kein wirklicher Ersatz für konventionelle Energieträger und Heizkörper – weder aus Budgetgründen noch aus Umweltaspekten. Sie können aber im Falle eines Blackouts oder im Falle einer ausbleibenden Gasversorgung eine völlige Abkühlung der Wohnung verhindern. Für einen Dauereinsatz sind sie nicht geeignet.


Weitere Informationen: Bayerischer Rund: Brandgefährlich: Feuerwehren warnen vor Teelichtöfen (Link)


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