Seit über zwei Jahrzehnten sind Energieausweise fester Bestandteil beim Verkauf, der Vermietung oder Verpachtung von Immobilien. Mit der Einführung der Energieeinsparverordnung (EnEV) im Jahr 2007 wurden sie zur Pflicht, um potenziellen Käufern und Mietern Informationen zum Energieverbrauch eines Gebäudes bereitzustellen. Diese sollen den Vergleich ermöglichen und Anreize für energetische Sanierungen schaffen. Der Energieausweis dient als wichtiges Instrument zur Bewertung des energetischen Status eines Gebäudes. Dabei gibt es zwei verschiedene Ausweistypen: den Verbrauchsausweis und den Bedarfsausweis.

Der Verbrauchsausweis besticht zunächst durch seine günstigen Kosten und die einfache Online-Bestellmöglichkeit. Er basiert auf den Energieverbrauchsdaten der letzten 3 Jahre und erfordert keine Begehung des Gebäudes. Allerdings hat dieser Ausweis einige entscheidende Nachteile: Die ermittelten Kennwerte spiegeln stark das individuelle Verhalten der Bewohner wider und geben daher keinen Aufschluss über die eigentliche energetische Qualität des Gebäudes. Bei einem Wechsel der Nutzungsart, z.B. von Büro zu Wohnraum, können die Energiebedarfsprognosen stark verfälscht sein. Die Erstellung eines Verbrauchsausweises ist bei Neubauten oder unvollständigen Verbrauchsdaten nicht möglich.

Der Bedarfsausweis hingegen bietet eine deutlich präzisere und nutzerunabhängige Bewertung des Energiebedarfs. Durch die Erstellung eines digitalen Zwillings des Gebäudes, der alle relevanten technischen und energetischen Daten umfasst, wird der theoretische Energiebedarf ermittelt. Dieses detaillierte 3D-Modell des Gebäudes, unterteilt in verschiedene Nutzungszonen, ermöglicht eine differenzierte Analyse des Energiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung und Beleuchtung. Zwar ist die Erstellung eines Bedarfsausweises aufwendiger und teurer, liefert aber im Gegenzug:

  • Genauere Informationen zur energetischen Qualität: Der energetische Zustand des Gebäudes wird präzise erfasst und Schwachstellen werden identifiziert.
  • Optimierungspotenziale aufdecken: Auf Basis des Gebäudemodells lassen sich verschiedene Sanierungsmaßnahmen simulieren und deren Kosten und Nutzen vergleichen.
  • Wertverlust vermeiden: Immobilien mit hohem Energiebedarf verlieren deutlich an Wert. Der Bedarfsausweis kann helfen, Fehlinvestitionen zu vermeiden und die Sanierung effizient zu planen.

Zahlreiche Förderprogramme unterstützen die energetische Sanierung von Gebäuden. Dazu gehören Zuschüsse für Energieberatung und die Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen. Die Energieberatung kann mit bis zu 80% der Kosten gefördert werden, während die Sanierungsmaßnahmen selbst je nach Art und Umfang unterschiedlich bezuschusst werden. Der Bedarfsausweis ist ein wichtiger erster Schritt, um den energetischen Zustand eines Gebäudes zu bewerten und gezielte Sanierungsmaßnahmen zu planen. Die gewonnenen Erkenntnisse helfen dabei, Energiekosten zu senken, den Wert der Immobilie zu erhalten und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.


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